Auszug aus einem Fachbeitrag von Liam LaTouche, ND (Natural Doctor), Kanada
Unter Meditation kann man eine Gruppe von mentalen und emotionalen Übungsprogrammen für Balance und Wohlbefinden verstehen. Im Grunde genommen trainieren diese Programme den Teilnehmer, sich seiner Gedanken und seiner Denkinhalte besonders bewusst zu werden - als ein nicht-wertender Beobachter, ohne sich mit seinem Denken zu identifizieren. Mit anderen Worten entwickelt der Meditierende die Fähigkeit, seine ungeteilte Aufmerksamkeit bewusst auf die Gegenwart zu fokussieren. Im Laufe der Zeit wird der Teilnehmer fähig sein, schwierige Lebenssituationen und stressige Umstände besser zu bewältigen, indem er den Gedankenfluss kontrolliert, der Kopf und Verstand überfluten und weitreichende Auswirkungen haben kann.
Es gibt jedoch auch interessante Effekte, die Meditation auf den Körper, insbesondere das Immunsystem, hat.
Allgemein gesprochen ist das Immunsystem die Verteidigungslinie unseres Körpers. Es verwendet komplexe chemische Botschaften, um uns vor möglicherweise schädigenden fremden Eindringlingen zu schützen, wie zum Beispiel vor Infektionen und Umwelt- oder chemischen Giften. Beim genaueren Hinsehen werden wir uns seiner Aufgabe bei einer Anzahl von verschiedenen Krankheitsstufen bewusst. Zum Beispiel weiß man, dass eine immunregulierte Entzündung die eigentliche Ursache oder ein Übertragungsfaktor für eine Anzahl von Erkrankungen wie unter anderem Herzerkrankungen, Krebs und Diabetes sein kann. Eine Dysfunktion des Immunsystems kann zu Autoimmunerkrankungen führen, wobei der Körper sich selbst angreift (wie z.B. bei rheumatoider Arthritis), oder übersensibel auf äußere Auslöser reagiert, wie zum Beispiel Asthma, Ekzeme und Allergien.
Obwohl man noch vieles über das unglaublich komplexe Immunsystem erforschen muss, trägt das medizinische Fachgebiet der Psycho-Neuro-Endokrino- Immunologie (PNEI) zum Verständnis bei. Es untersucht das Zusammenwirken psychischer, neurologischer, endokriner/hormoneller und auch immunologischer Phänomene der Stress-Reaktion.
PNEI steht im Zentrum der Verbindung von Leib und Seele. Sei es der Einfluss körperlicher Aktivität auf unsere Stimmung und geistigen Fähigkeiten, oder die Auswirkung von Achtsamkeit (Teil vieler Meditationsformen) auf unsere physische Gesundheit - PNEI verknüpft diese wichtigen regulatorischen Systeme unseres Körpers und schafft damit die Grundlage für die Förderung oder Verschlechterung der Gesundheit.
Unsere Gedanken können unser Immunsystem beeinflussen, und Meditation kann unsere Gedanken beeinflussen.
Verschiedene Studien haben die Wirkungen eines Trainingsprogramms zur Stressbewältigung durch Achtsamkeitsmeditation (MBSR-mindfulness-Based-Stress-Reduction) hinsichtlich der Immunfunktion untersucht. Es hat sich beispielsweise gezeigt, dass ein MBSR Programm das Erkennen von und den Umgang mit Stress verbessern, die Reaktion des Immunsystems auf eine Grippeimpfung verstärken sowie bei Krebspatienten die chemischen Botschaften des Immunsystems verbessern kann und nicht zuletzt die Anzahl der Immunzellen und deren Aktivität bei HIV-Patienten erhöht. Eine große Untersuchung mit insgesamt 1602 Teilnehmern hat herausgefunden, dass Achtsamkeitsmeditation zur Verringerung von entzündungsfördernden Prozessen geführt und die zellvermittelte Immunabwehr verbessert hat.
Basierend auf der existierenden Forschung haben sechs bis acht wöchentliche Sitzungen von 1,5-2,5 Stunden MBSR bzw. damit verbundenen Trainingseinheiten positive Veränderungen bezüglich der Immunmarker erbracht.
Meditation ist eine einfache, kosteneffektive und gesundheitliche Strategie, die gleichzeitig neben konventionellen und naturheilkundlichen Behandlungen angewendet werden kann, um die Abwehrkräfte zu stärken und Gesundheit und Wohlbefinden in Einklang zu bringen.
Für diejenigen, die Meditation kennenlernen wollen, sind - unter Anleitung - Atemübungen und das Schaffen eines Körperbewusstseins durch Meditation ein möglicher und geeigneter Anfang. Für diejenigen mit einer gewissen Erfahrung, die eine reglementiertere Übung mit einem größeren Einfluss von Philosophie suchen, gibt es eine Anzahl von mehrtägigen Aufenthalten wie zum Beispiel Vipassana.
Für jemanden, der nie mit Meditation zu tun hatte, kann der Gedanke daran manchmal überwältigend erscheinen. Die Wirklichkeit ist jedoch, dass viele Wege auf denselben Berggipfel führen. Es gibt zahllose Typen und Formen von Meditation, um die Bedürfnisse und Vorlieben eines jeden einzelnen zu erfüllen.