Es ist vielleicht ein kleiner Trost zu wissen, dass sehr viele Menschen von der Frühjahrsmüdigkeit betroffen sind – vor allem Wetterfühlige, Personen mit tiefem Blutdruck, Frauen und Jugendliche. Die genauen Ursachen sind noch nicht vollständig geklärt, aber Hormonumstellungen und ein veränderter Stoffwechsel spielen sicher eine große Rolle.
Wie Tiere, die aus ihrem Winterschlaf erwachen, müssen wir uns erst wieder den neuen Umweltbedingungen anpassen. Unser Körper produziert im Winter mehr Melatonin (Schlafhormon) und weniger Serotonin (Glücks- oder Wachhormon). Wenn im Frühjahr die Tage länger und sonniger werden, stellt sich das Verhältnis dieser beiden Hormone um – es wird verstärkt Serotonin ausgeschüttet und die Produktion von Melatonin reduziert. Diese Umstellung belastet unseren Körper stark, und er reagiert mit Müdigkeit. Zusätzlich dauert es einige Zeit, bis sich das neue Verhältnis eingependelt hat. Da viele von uns mit den längeren Tagen automatisch weniger schlafen, stört uns der noch zu hohe Melatonin-Spiegel, denn die Produktion nimmt nur langsam ab, während das Glückshormon Serotonin noch zu wenig produziert wird.
Hinzu kommt, dass sich unser Organismus an den Winter gewöhnt hat und unsere Körpertemperatur etwas tiefer ist. Im Frühjahr müssen wir besonders hohe Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht verkraften: Die Märzsonne wärmt tagsüber immerhin auf zweistellige Werte, wohingegen nachts die Temperatur oft noch unter null fällt. Unsere Blutgefäße müssen sich mehr als sonst erweitern und verengen, was uns zusätzlich erschöpft. Außerdem sinkt bei steigenden Temperaturen der Blutdruck, da sich durch die Wärme die Blutgefäße weiten.
Was können wir gegen die Frühjahrsmüdigkeit tun?
Nur mit genügend Tageslicht können wir dafür sorgen, dass unser Organismus mehr Glückshormone (Serotonin) produziert und weniger Melatonin (Schlafhormon). Deshalb sollten wir beizeiten aufstehen und Licht tanken – so verlockend es auch sein mag, länger im Bett zu bleiben.
Mit Morgen-Gymnastik kurbeln wir unseren Kreislauf an: Nach dem Aufwachen Arme und Beine strecken und den ganzen Körper langziehen, dann einige Sekunden in der Luft Rad fahren. Bei allen Übungen tief ein- und ausatmen.
Ausdauersportarten wie Joggen, Walken und Radfahren regen den Kreislauf zusätzlich an. Empfehlenswert sind drei Mal wöchentlich mindestens 20 Minuten.
Mit dem belebend wirkenden Minze- und Rosmarinöl können wir der Frühjahrsmüdigkeit zusätzlich entgegentreten: am Morgen mit einem Rosmarin-Fußbad weckt uns für den Tag. Tagsüber können wir uns immer mal wieder ein Tröpfchen Minzöl auf die Schläfen tupfen. Und für einen entspannenden Schlaf empfiehlt sich abends ein Lavendelbad.
Eine sanfte Fastenkur wirkt! Mit einem Fastentag mit viel Kräutertee, Fruchtsäften, frischem Obst und Gemüse überwinden viele von uns die Frühjahrsmüdigkeit.
Wasser kann den durch die Wärme sinkenden Blutdruck wieder nach oben bringen. Deshalb sollten wir viel trinken!
Mit der Hormonumstellung im Frühling benötigt unser Körper oft mehr Vitamine und Proteine. Mit einer ausgewogenen Ernährung mit viel Obst und Gemüse, Hülsenfrüchten, Vollkornprodukten, Sprossen und Eiweiß können wir ihn unterstützen.
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