Auszug aus einem Fachbeitrag von Dr. Alison Chen und Chris Habib, ND (Naturopathic Doctors) aus Kanada
Wie oft spürt oder achtet man auf seine Atmung? Ein paar mal am Tag, ein Mal pro Woche oder gar Monat... vielleicht nie? Viele von uns tun ihr bestes für einen gesunden Lebenstil indem sie ausreichend Obst und Gemüse, magere Proteinquellen und gesunde Fette zu sich nehmen, Sport treiben und Stress reduzieren. Unsere Atmung jedoch bekommt meist nicht dieselbe Aufmerksamkeit. Die wenigsten nehmen sich bewusst die Zeit, sich auf ihre Atmung zu konzentrieren - eine lebensnotwendige Funktion, die wir als so selbstverständlich betrachten, obwohl sie einer der wichtigsten Faktoren für unsere Gesundheit ist.
Jedes Lebewesen muss atmen. Bei uns Menschen wird der Sauerstoff aus der Atmosphäre eingeatmet, gelangt durch die Luftröhre und Bronchien in unsere Lunge, wo er über die Lungenbläschen schließlich ins Blut kommt und von den roten Blutkörperchen in alle Körperzellen transportiert wird. Gleichzeitig gelangt das Kohlendioxid aus dem Blut in die Lungenbläschen, um dann mit der Luft ausgeatmet zu werden.
Die Lungen selbst sind das Hauptorgan dieses Gasaustausches, doch könnten sie ihre wichtige Aufgabe nicht ohne die Unterstützung der Atemmuskeln, hauptsächlich des sogenannten Zwerchfells, erfüllen.
Dieser kugelförmige Muskel, der Herz und Lunge von den Bauchorganen trennt, dehnt und zieht sich zusammen, um der Lunge zu helfen, sich auszudehnen und zusammenzuziehen und somit das Ein- und Ausatmen ermöglicht.
Das Atmen ist ein unbewusster Reflex, der keinerlei Anstrengung bedarf. Wir können aber eine gewisse Kontrolle über diese lebensnotwendige Funktion ausüben.
Die sogenannte tiefe Bauchatmung ist das bewusste Bemühen, effizienter zu atmen, indem man das Zwerchfell einsetzt. Mit erstaunlich positiven Auswirkungen auf unsere Gesundheit. So kann sie beispielsweise Stress und Angst reduzieren und sogar Depressionen mindern, die Lungenkapazität erhöhen, im Blut Insulin erhöhen und Glucose senken, sowie reaktive Sauerstoffspezies (freie Radikale) reduzieren.Tiefe Bauchatmung beginnt mit der richtigen Haltung und lässt sich in den folgenden 9 Schritten realisieren:
- In bequemer Position aufrecht sitzen, ohne sich anzulehnen. Auf diese Weise können sich die Lungen maximal weiten.
- Die Muskeln zu entspannen und Augen zu schließen hilft, das parasympathische Nervensystem zu aktivieren und sich intensiver auf das Atmen zu konzentrieren.
- Langsam durch die Nase einatmen und fühlen, wie sich die Lunge weitet.
- Fühlen, wie sich das Zwerchfell verschiebt. Das passiert, wenn sich der Bauch weitet.
- Einen Moment den Atem anhalten.
- Langsam durch die Nase oder den Mund ausatmen.
- Fühlen wie die Luft aus dem Bauch entweicht.
- Während sich das Zwerchfell nach oben zieht, spürt man die Lungen sich entleeren.
- Das letzte bisschen Luft ausatmen (Bauch und Zwerchfell anspannen) bevor man das nächste Mal einatmet.
Die meisten Menschen sind „Brustatmer“. Um sicher zu gehen, dass das Zwerchfell eingesetzt wird, kann man eine Hand auf die Brust, die andere auf den Bauch legen. Während der Bauchatmung sollte man spüren, wie sich der Bauch beim Einatmen nach außen und beim Ausatmen nach innen bewegt, während sich die Hand an der Brust fast nicht bewegt. Sollte sich dies im Sitzen schwierig gestalten, kann man es im Liegen versuchen.
Es scheint, dass schon ein paar wenige Zyklen ruhiger Bauchatmung unser Nervensystem beruhigen können. Wenn man dazu übergeht, kontinuierlich über den Tag verteilt diese Atemtechnik anzuwenden, profitiert auch unsere Gesundheit kontinuierlich von den Vorteilen.
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